Geld verdienen mit Pseudo-Testberichten

heypferd.de

Als noch junger Reiter bin ich irgendwann durch Google auf die Testberichte von HeyPferd.de weitergeleitet worden. Dort stehen unter dem Reiter „Kaufberatung“ mehrere Artikel bereit, die suggerieren, dass Produkte für Pferd und Reiter von einer Redaktion getestet wurden. Das Testverfahren ist nicht beschrieben, lediglich die Verlinkungen zu den Produkten auf Amazon sind mit einem Hinweis versehen: „Wir verlinken auf ausgewählte Online-Shops und Partner, von denen wir ggf. eine Vergütung erhalten.  Als Amazon-Partner verdiene ich an qualifizierten Verkäufen“.

testbericht.de hatte bereits im Jahr 2017 einen guten Artikel über solche Seiten geschrieben, die im Artikel „Fake-Testseiten“ genannt werden.

Eine kurze Analyse der Testberichte auf HeyPferd.de ergibt folgende Erkenntnis:

  1. Die Seiten sind mit kostenfreien, generischen Bildern versehen. Im obigen Beispiel das Bild https://pixabay.com/de/photos/pferd-stute-zaumzeug-tier-reiten-3390256/, welches zur freien kommerziellen Nutzung freigegeben ist. Ein Bildnachweis ist hier nicht nötig.
    Weder für die getesteten Produkte noch das Testverfahren ist eigenes Bildmaterial vorhanden. Alle Produktabbildungen stammen direkt von Amazon, so dass Urheberrechtsverletzungen vermieden werden.
  2. Die Produkte sind direkt mit Amazon verlinkt. Bei erfolgreichem Kauf erhält der Webseiten-Betreiber nach eigener Angabe eine Provision. Der Fachbegriff dafür ist „Affiliate-Links“.
  3. Die Webseiten sind mit Werbeinhalten durchsetzt, für die der Webseiten-Betreiber als Partner des Werbenden ebenfalls eine Gebühr erhält.

Nachfolgend Beispiele für (1), (2) und (3):

Produktabbildung und Preis von Amazon
Die Partner-Darstellung von Heypferd.de auf helden.de

Den gleichen Aufbau der Webseiten kann man auch bei pferdy.de beobachten. Wie bei HeyPferd.de sind die Produkte direkt mit Amazon verlinkt.

Über diesen Weg erzielen solche Webseiten-Betreiber also einen Umsatz. Wie aber werden die Texte der angeblichen Testberichte generiert? Ein Auszug aus dem Test zu Pferdecken bei HeyPferd.de, konkret „Die beste Outdoordecke“:

Textpassagen auf heypferd.de 1Textpassagen auf Amazon 2
– Wasserfest, mit einer Wassersäule von 3.000 mm
– 100 % Polyester, 600D Ripstop-Polyester-Gewebe
– Atmungsaktiv, 3.000 ml per m²/24h
– Winddicht
– Verstellbare Frontverschlüsse mit Haken
– Auf der Innenseite der Decke befindet sich ein Polarfleecefutter und auch der Widerrist ist abgepolstert. / Für bessere Bewegungsfreiheit ist zudem eine Gehfalte in der Decke eingearbeitet.
– wasserdicht (Wassersäule: 3.000mm)
– 100% Polyester, 600D Ripstop-Polyester-Gewebe
– atmungsaktiv (Atmungsaktivität: 3.000ml per m²/24h)
– winddicht
– verstellbare Frontverschnallung mit Karabinerhaken
– Weidedecke mit Polarfleeceinnenfutter / abgepolsterter Widerrist und eingearbeiteten Gehfalten für optimalen Tragekomfort

1] https://www.heypferd.de/pferdedecke/#Die_beste_Outdoordecke
2] https://www.amazon.de/dp/B07JC5VLZN?tag=ufam-heypferd-21&linkCode=ogi&th=1&psc=1

Kommt einem schon ähnlich vor. Im Testbericht wird aber tunlichst vermieden, ganze Textpassagen 1:1 zu kopieren. Auch hier ist der Grund das Urheberrecht.

Die Aussage, es handelt sich um die beste Outdoordecke, kann nicht so leicht nachvollzogen werden. Bei Amazon hat diese Decke lediglich Position 11 in der Kategorie Pferdedecken. Auf Position 1 hat Amazon mit Stand 10.07.2022 die Fliegendecke „Marengos – Fliegendecke Zebra mit Halsteil und Bauchlatz weiß/schwarz“, laut HeyPferd.de soll das aber die „Horseware Mio Fly Rug Fliegendecke Bronze/Navy 90-160 (115)“ sein. Dies mag daran liegen, dass der Artikel von HeyPferd.de vom 4. März 2021 ist und seit dem nicht mehr aktualisiert wurde.

Manche Textpassagen im Testbericht werden durch eine alternative Orthographie als wenig professionell entlarvt: „In unserem Trensen Test findest Du die Favoriten unserer Redaktion etwas genauer Vorgestellt“. Die Formulierung deutet aber wieder darauf hin, dass offensichtlich eine fachkundige Redaktion die Produkte bewertet hat.

Anders als offensichtlich gefälschte Tests und Testergebnisse, die Stiftung Warentest bereits aufgedeckt hatte, handelt es sich hier um Affiliate-Marketing. Dazu Google: „Bei Google sind wir der Meinung, dass reine Affiliate-Websites – sogenannte Thin Affiliates – für den Nutzer keinen Mehrwert schaffen“.

Weder HeyPferd.de noch Pferdy.de haben sich auf meine Anfragen zum Testverfahren zurückgemeldet. Meiner Meinung nach ist der Hinweis auf angebliche Tests und die Empfehlungen einer „Redaktion“ in beiden Fällen abmahnfähig. Wenigstens blockieren manche Internet-Gateways diese Seiten bereits alsMalicious Sources/Malnets“.

Wir lernen: Augen auf bei vermeintlichen Testberichten! Manche dieser Webseiten existieren nur aus dem einen Grund durch uns Konsumenten einen Umsatz zu generieren. Das angeblich getestete Produkt ist ausschließlich eine digitale Karotte, welche uns auf den großen Online Shopping-Plattformen zum Käufer machen und dem Ersteller der Pseudo-Testberichte Geld in die Tasche spielen soll.

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