Alte Computer-Tastaturen von Commodore sind leider dafür bekannt, dass einzelne Tasten nach langer Zeit des Gebrauchs schlecht funktionieren oder ganz ausfallen. Die Tasten bestehen aus einer Kappe („keycap“), einer Stahlfeder („spring“), einem Stempel („plunger“), einem Gummiband sowie einer daran befestigten Kontaktbrücke („key stalk“) aus einem weichen Material, welches leitend ist. Oder leitend sein sollte…
Ein Druck auf die Tastenkappe drückt diese nach unten, dadurch bewegt sich der Stempel nach unten und die Kontaktbrücke schließt den Kontakt auf der Leiterplatte. Neben unsauberen Kontaktstellen auf der Leiterplatte sind es aus meiner Erfahrung meist die Kontaktbrücken, die den Strom nicht mehr leiten.
Die heutigen hohen Kosten für gebrauchte Tastaturen auf zum Beispiel eBay führen dazu, dass die Reparatur der alten Tasten definitiv Sinn macht. Mir sind fünf Wege bekannt, um einzelne Tasten der Commodore-Tastatur zu reparieren:
- Der Austausch. Dabei gibt es zwei Möglichkeiten: Einen gebrauchten Stempel einer ausgeschlachteten Tastatur oder einen Stempel als Nachbau kaufen. Gebrauchte Stempel kommen im Normalfall mit Gummiband und Kontaktbrücke. Bei den Nachbauten aus dem 3D-Drucker sind mir keine Angebote bekannt, bei denen man auch Gummiband und Kontaktbrücke erhält. Aufpassen muss man beim Einkauf auf Stempel- und Federlänge. Diese unterscheiden sich leider von Commodore Tastatur zu Tastatur.
- Die Kontaktbrücke mit einem sehr weichen Bleistift „einstreichen“ – dieses Verfahren hilft in meinen Augen nur temporär und verbessert die Leitfähigkeit der Kontaktbrücke kaum.
- Das Bearbeiten der Kontaktbrücke mit Graphitspray wie dem GRAPHIT 33 von CRC Industries Kontakt Chemie. Manche Leute im Internet haben bei der Verwendung dieses Sprays über gute Ergebnisse berichtet.
- Die Fläche der Kontaktbrücke mit Alufolie oder Kupferband bekleben. Dazu habe ich keine Erfahrung, es hört sich aber nach viel Fummelarbeit an.
- Ich habe es hier mal mit einer Silberfarbe probiert, die als chinesisches Produkt in kleinen Mengen und in vielfachen Verpackungen angeboten wird. Diese Silberfarbe (kein Klebstoff, auch wenn manchmal irrtümlich so betitelt!) soll gute Haftungseigenschaften und einen sehr kleinen elektrischen Widerstand besitzen.
Apropos Wiederstand. Die Kontaktbrücken meiner C128D Tastatur zeigen unterschiedliche Messwerte an, von ca. 90 Ohm bis über 1000 Ohm. Selbst die Tasten mit hohem Widerstand funktionieren aber. Die Tasten, die nicht funktionieren, werden vom Durchgangsprüfer klar mit dem Wert 1 angezeigt.
Ich habe konkret auf Amazon das Produkt „Olddreaming Silber leitfähigen Draht Kleber Paste“ (Artikel XYX-031, EAN 7783779993768) in 0,3 ml bestellt. Das Produkt kommt in einer dünnen Spritze mit Kanüle und einem chinesischen Beipackzettel. Wie so oft bei solchen Produkten aus China sind Herstellerbezeichnung und Produktname völlig willkürlich. Auf dem Beipackzettel war dann „XeredEx XD-120“ als Produkt zu lesen, im Internet habe ich aber auch „ENSON“ als Produktname gefunden.
So bin ich bei meiner C128D Tastatur (von Mitsumi, Typ C-128P 56 3092) vorgegangen:
- Sechs Kreuzschrauben unter den Füßen der Tastatur entfernt, Tastaturgehäuse geöffnet
- Sechs kleinere Kreuzschrauben gelöst, die die Leiterplatte und das Trägerblech mit dem Obergehäuse verbinden
- Drahtbrücken der drei Feststelltasten mit dem Lötkolben geöffnet. Dabei die Wärme geeignet ableiten; ich habe es mit einer großen, flachen Pinzette gemacht
- Die vielen kleinen Kreuzschrauben (27) der Leiterplattenunterseite entfernt
- Die betroffenen Tastenkappen mit einem Tastenzieher („keycap puller“) abgezogen
- Die betroffenen Stempel mit dem Finger herausgedrückt
- Die Oberflächen der Kontaktbrücken mit Isopropanol gereinigt
- Zur Sicherheit die Kontaktseite der Leiterplatte gereinigt
- Die Kontaktbrücken mit Silberfarbe bestrichen und ca. 1 Stunde bei ca. 25 C° trocknen gelassen. Dabei die Farbe nicht zu dick auftragen. Mit der Kanüle kann man ganz gut die Farbschicht etwas verteilen, wenn man ungleichmäßig gearbeitet hat
- Alles in umgekehrter Reihenfolge wieder zusammengebaut
- Daran gedacht, dass die kleine Stahlfeder, die einem beim Öffnen der Tastatur auf den Boden gefallen ist, in der Nähe des Ziffernblocks über dem Plus „+“ in eine runde Aufnahme muss
Die Schritte 1 bis 4 sind abhängig von der zu reparierenden Tastatur. Je nach Computer-Modell (VIC-20, C64, C64C, C128, C128D usw.) ist hier ein angepasstes Vorgehen einzusetzen. Der Schritt 11 ist nur beim C128(D) ein Thema.
Für die Reparatur der Kontaktbrücken habe ich sehr wenig Material aus der Spritze benötigt. Nach 8 Tasten hatte ich ca. die Hälfte der ursprünglichen 0,3 ml verbraucht.
Die so behandelten Kontaktbrücken haben einen für mich nicht messbaren elektrischen Widerstand und die Tasten funktionieren wieder ohne Probleme. Erste Tests haben ergeben, dass sich die Optik des Silbers auf den Kontaktbrücken nicht verändert, wenn man die Tasten ein paar duzend Mal drückt. Ich werde an dieser Stelle berichten, wie zuverlässig die Reparatur nach längerem Gebrauch ist.
Als Nachteil dieses Verfahrens könnte man eventuell ins Feld führen, dass die feine Arbeit mit der Spritze eine ruhige Hand erfordert, je nach eigener Sehstärke sogar eine Kopflupe. Ich habe es aber gut hinbekommen und bin von Taste zu Taste besser geworden.
Bei zwei Tasten hatte der erste „Anstrich“ mit Silberfarbe komischerweise nicht funktioniert – siehe drittes Bild oben. Ich habe die Silberbahnen mit der Pinzette abgezogen, die Kontaktbrücken gereinigt und erneut Silberfarbe aufgetragen. Dann hat es funktioniert.
Eine nicht mehr funktionierende Feststelltaste habe ich übrigens reparieren können, in dem ich einfach die Tastenkappe abgezogen habe und dann etwas Isopropanol von oben in den Schalter gesprüht habe. Ein paar Mal die Taste betätigt – et voilá – geht wieder.